Oliver arbeitet bei der Höchberger Sozialstation. Einer seiner Aufgaben ist es, Herrn B. zweimal die Woche zu besuchen. Herr B: ist 82 Jahre alt und man kann ihn gut als rüstigen älteren Herrn bezeichnen. Er hat ein langes und bewegtes Leben hinter sich. Vor sechs Jahren ist seine Frau gestorben, seitdem bewohnt er das große, schöne Haus zusammen mit seinem Kater Luigi, den er mit seiner Frau von 20 Jahren aus Sizilien mit nach Hause gebracht hatten. Besonders stolz ist er auf seine Aussicht vom Balkon aus. Man hat einen tollen Blick direkt auf die Festung.

Die 35 Meter Höhenunterschied von der Straße bis zu seiner Haustür schafft er bisher noch ganz gut, wenn er zwischendurch immer mal eine kleine Pause einlegt. Herr B. sitzt am Tisch und erzählt aus seinem Leben. Ursprünglich stammt er aus Saarbrücken. Er hat großes Glück gehabt, dass er das Dritte Reich überlebt hat. Seine Großmutter war konvertierte Jüdin. Sein Blut war deshalb nicht rein arisch. Sein Vater saß bereits im Zug nach Auschwitz, obwohl er Deutscher war und dann wurde er wie durch ein Wunder von einem Studienfreund gerettet. "Hätte der Krieg noch länger angedauert, dann hätte ich wahrscheinlich keine Chance gehabt, zu überleben ..." Oliver kennt all die Geschichten von Herrn B., denn er hat schon viel Zeit mit ihm verbracht. Sie reden viel miteinander, beim Kaffee und Kuchen oder bei den Spaziergängen, die sie gemeinsam unternehmen. Manchmal gehen sie zusammen einkaufen. Aber das kann Herr B. meist noch selbst, da er noch Auto fährt. Heute geht's zusammen in die Wirtschaft. Beide beschließen, dass das Gasthaus Steinbachtaler Bäck eine gute Idee sei. Die beiden Männer nehmen Platz und lassen sich Getränke kommen. "Das erste Mal, als ich Würzburg besucht habe, war es völlig zerstört. Ich habe vom Zug aus die Stadt in Trümmern gesehen. Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal hier wohnen würde." Den größten Teil seines Leben hat er inzwischen hier verbracht. Ab und zu fahren sie auch gemeinsam nach Veitshöchheim und kehren dort ein, denn zu diesem Ort hat Herr B. eine ganz besondere Verbindung. Er hatte damals die Altortsanierung als Mustervorhaben geleitet. Veitshöchheim war damals etwas fortschrittlicher als andere Gemeinden, erzählt er. Er hatte den Bürgermeister von diesem Projekt überzeugen können und das tolle Ergebnis seiner Arbeit kann sich heute noch sehen lassen.

Auf die Besuche von Oliver freut er sich immer sehr: "Der Mensch ist für die Einsiedelei nicht gemacht. Die Gemeinschaft ist sehr wichtig!" Neben Oliver kommt noch eine Pflegerin und eine Haushälterin zu ihm. Diese umfassende Betreuung ermöglicht es ihm, selbständig leben zu können. Herr B. wünscht sich sehr, dass er noch lange in seinem schönen Haus leben kann.

Oliver hatte die Idee, noch mehr ältere Herren zum Treffen einzuladen und "s'Herrenzimmer" wurde vor kurzem "eröffnet". Das heißt, dass die Herren mit dem Krackenbus abgeholt werden und sich zusammen in größerer Runde austauschen können, in unterschiedlichen Locations, je nachdem, was gewünscht wird. Es kann sich jeder einbringen und was vorschlagen. Auch Herr B. findet die Idee toll. So kommt er schließlich noch mehr unter Leute.

Alltagsbegleitung ist ein sehr wichtiger Teil der Leistungen der Höchberger Sozialstation. Sie kann viele Formen annehmen. Oliver berichtet, dass er mit einem Patienten sogar schon Mal Mountainbiken war. "Wir richten uns da vollkommen danach, was im Leben unseres Patienten wichtig ist und was dieser sich wünscht. Wenn es machbar ist, werden wir es ermöglichen!" Menschen fallen so nicht in die Isolation und werden davor bewahrt, zu vereinsamen. Regelmäßige Unternehmungen halten auch den Geist und den Körper fit und auch ältere Menschen nehmen so noch am gesellschaftlichen Leben teil.  

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